Streckenverlauf

Die Heisterbacher Talbahn - HTB
Die Schmalspurbahn
1889 - 1950

Text für das Brückenhofmuseum verfasst von
Monika Kiekenap-Wilhelm, Stadtmuseum Schloss Wolfsburg.

Vom Anfang der Heisterbacher Talbahn

ClaraIm Jahre 1889 eröffnete die Heisterbacher Talbahn-Gesellschaft zwischen Niederdollendorf und Heisterbacherrott eine Schmalspurbahn. Sie diente hauptsächlich dem Transport von Steinen und Ton aus den Brüchen und Gruben des Siebengebirges. Drei Jahre später wurde sie auch für den Personenverkehr zugelassen. Im Vergleich zum Gütertransport spielte dieser jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Die kleine Bahn hatte auf einer kurzen Strecke ein erhebliches Transportaufkommen, da sie von allen umliegenden Steinbrüchen genutzt wurde. Dies rief natürlich die Konkurrenz auf den Plan. Bereits 1895 übernahm der direkte Konkurrent, die Bröltalbahn, die ebenfalls Strecken im Siebengebirge befuhr, die Betriebsführung der Heisterbacher Bahn. 1905 kauft die Bröltalbahn sie schließlich ganz auf.

Zweck und Streckenverlauf der Heisterbacher Talbahn

Auf einer Strecke von nur 7 Kilometern bot die Heisterbacher Talbahn den Gruben und Steinbrüchen zwischen Niederdollendorf und Grengelsbitze die Möglichkeit, ihr Gut nach Niederdollendorf zu den Verladestellen der Staatsbahn oder ans Rheinufer zu befördern.

Die Anbindung an die Talbahn geschah auf unterschiedliche Weise: Zu den Basaltbrüchen am Großen und Kleinen Scharfenberg, zum Steinringerberg und zum Weilberg führten Anschlussgleise.

Im Mantel

Brecher

Nach Thomasberg, wo Braunkohle abgebaut wurde, führte ein Stumpfgleis, auf dem die Loren bis Grengelsbitze befördert wurden, um dort auf die Bahn verladen zu werden. Am Limberg waren zu einem Ausweichgleis führende Rutschrampen angebracht, und die Basaltbrüche des Petersberges waren mit der Bahn durch eine Drahtseilbahn verbunden.

Wegekarte

Dieser Kartenausschnitt aus dem Jahre 1921 zeigt die Streckenverläufe der Heisterbacher Talbahn, der Elektrischen Siebengebirgs-Bahn und der Reichsbahn.
"Fuehrer durch das Siebengebirge und Umgebung ..." von M. Lehmacher. Königswinter a. Rh. 1921. Zur Verfügung gestellt vom „Geofan“ Uwe Schwarz.

Da ein erheblicher Teil der Transportgüter auf dem Rhein weiterbefördert wurde, hatte die Bahngesellschaft ein Zubringergleis bis zum Rheinufer verlegt. Dabei wurden die Gleise der Staatsbahn und später auch der Siebengebirgsbahn unterquert.

Vor der Unterquerung der Staatsbahn in Niederdollendorf befand sich das Bahnhofs- und Verwaltungsgebäude der Heisterbacher Talbahn mit einem Güterbahnhof und einer Sturzrampe für das Umladen auf die Staatsbahnwaggons. Nicht weit davon entfernt zweigte der Gleisanschluss der Stellawerk A.G. ab. Die Firma Rheinischer Vulkan Chamotte und Dinaswerke m.b.H hatte ihren Gleisanschluss auf der gegenüberliegenden Seite der Strecke erhalten. Oberhalb von Niederdollendorf führte ein Abzweig zu den Tonladestellen Römlinghoven der Stellawerke A.G. und zum Kasberg, wo ebenfalls Ton abgebaut wurde.

Die Ausstattung der Heisterbacher Talbahn – die HTB

Die Heisterbacher Talbahn war eine Schmalspurbahn mit einer Spurbreite von 0,75 m. Sie verlief einspurig. An einigen Stellen gab es Rangiergleise zum Ausweichen bei entgegenkommenden Zügen. Wie die meisten Kleinbahnen hatte auch die Heisterbacher Talbahn nur zu einem geringen Teil einen eigenen Bahnkörper. Der größte Teil der Haustrecke wurde entlang der Provinzialstraße von Niederdollendorf nach Oberpleis verlegt.

Arbeiter

Auch beim Anschluss Rheinlager Niederdollendorf – auch „Gefahren“ genannt – hatten die Männer beim Verladen der Steine auf die Schiffe täglich eine sehr schwere Arbeit zu verrichten. Hier sieht man sie bei einer „Fotopause“. Die Bahngesellschaft verfügte insgesamt über fünf Lokomotiven, vier Personenwagen und 107 Güterwagen. Das Verhältnis von Personen- zu Güterwagen verdeutlicht den Stellenwert des Gütertransportes. Die Güterwagen waren zweiachsige Holzloren mit einem Fassungsvermögen von fünf Tonnen pro Stück und einer Kippvorrichtung zum Entladen der Steine.

Täglich passierten 14 Güterzüge und sechs bis sieben gemischte Züge mit meistens nur einem Personenwagen die Strecke. Bergauf bestanden sie aus fünf Waggons, bergab aus neun Waggons. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 10 km/h innerorts und 15 km/h entlang der Provinzialstraße hatte das Reisen nach heutigen Maßstäben etwas sehr Beschauliches. Immerhin dauerte eine Fahrt etwa 35 Minuten. Wer die Strecke einmal zu Fuß geht, wird merken, wie viel länger man dafür benötigt.  

Dorfansicht

Dorfansicht mit Viadukt am Gut Sülz

Postkarte Postkarte Kloster Heisterbach
Fahrplan Fahrplanausschnitt

Das Ende der Heisterbacher Talbahn

Mit der Polizeiverordnung aus dem Jahre 1899 beginnt das langsame Ende der hiesigen Steinbruchindustrie und damit auch der Heisterbacher Talbahn. Die Steinbrüche durften sich nicht weiter ausdehnen und mussten schließlich ihre Betriebe einstellen. Die Bahn verlor ihre Hauptkunden. Der Personenverkehr war bereits 1926 von den Bussen der Rhein-Sieg-Eisenbahn übernommen worden. Schließlich wurden 1942 die letzten Gleise abgebaut. Nur die Anschlussgleise zu den Tongruben bei Römlinghoven blieben bis 1950 in Betrieb.

© Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V. – Brückenhofmuseum